NOTRE CARMEN

NACH GEORGES BIZET
THÉÂTRE DE L'ATHÉNÉE PARIS, SOPHIENSAELE 2017

NOTRE CARMEN

nach GEORGES BIZET
Théâtre de L'athénée paris, sophiensaele 2017

„Ich wusste schon immer, dass wir zusammen enden würden.“

ES STEHT GESCHRIEBEN. Carmen und Don José verlieben sich ineinander. Carmen wird verurteilt, doch Don José geht für sie ins Gefängnis. Als er zwei Monate später frei ist, ist alles anders. Es läuft nicht gut, sie verstehen sich nicht mehr. Dabei hatten beide doch so viel Liebe zu geben! Als Don José aus Versehen seinen Vorgesetzten tötet, muss er den Traum von einer bürgerlichen Existenz endgültig aufgeben. Er geht in den Untergrund und schließt sich Carmens krimineller Bande an. Wie Carmen versteht sich auch der Stierkämpfer Escamillo darauf, eine prekäre Existenz am Rande der Gesellschaft fulminant zu gestalten. Beide verbinden eine materialistische Haltung mit einem unstillbaren Streben nach utopischer Freiheit. Sie haben viel gemeinsam, doch auch ihre harmonische Liebe muss von kurzer Dauer sein. Der tief verletzte, seiner Hoffnungen beraubte Don José wird Carmen töten.

Für NOTRE CARMEN kommt eine obskure Gesellschaft von Carmen-Expert_innen zusammen, deren Mitglieder längst verstanden haben, dass sie nicht frei sind. Sie sehnen sich nach einer Welt, in der sie alle besser leben können. Ihre Carmen zerfließt vor Schmerz und Liebe und kommt in einer Komplizenschaft zusammen, die verstehen will, warum es nicht klappt. Sie sind arm, sie riechen schlecht und sie streiten sich. Sie haben nichts zu verlieren und so loten sie unermüdlich Strategien aus auf der Suche nach einer Freiheit, die nichts verklärt und einer Intimität, die sich dem anderen öffnet. Sie sind entstellt, beinahe unkenntlich geworden. Denn wer in einer Welt, in der alles entschieden scheint, Fragen stellt, der wird zum Monster. Dieser Carmen-Reigen sich verändernder Körper ist eine Prozession entlang der Orte und Klänge von Bizets Oper, der Zigarettenfabrik, der Taverne, dem Gefängnis, der Arena. Immer und immer wieder durchschreiten unsere Carmencitas den mythischen Raum der schicksalhaften Dramaturgie und spielen in wechselnden Konstellationen die Figuren Carmen, Don José und Escamillo. Sich begegnen, sich nach einander sehnen, sich lieben und dann: sich nicht mehr lieben.

Regie: Franziska Kronfoth Bühne, Kostüme: Christina Schmitt Musikalische Leitung: Roman Lemberg Arrangement: Louis Bona Choreographie: Julia Lwowski Video: Martin Mallon Dramaturgie: Maria Buzhor Regieassistenz: Marie Roth

Mit Gina-Lisa Maiwald, Günter Schanzmann (Schauspiel), Angela Braun (Sopran), Valentin Bezençon (Tenor), Thorbjörn Björnsson (Bariton), Louis Bona (Viola), Eri Hatanaka (Harfe), Roman Lemberg (Klavier, Akkordeon), Shin Joo Morgantini (Flöte)

© Thilo Mössner